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Kleiner Ausflug in die Schuhhistorie

HolzschuheFKSG-01315. Diese Holzschuhe sind im Heimatmuseum Batsch-Brestowatz in Stein ausgestellt. Sie sind von 1900/1920 und wurden überwiegend im Stall und in der Landwirtschaft getragen.

Der Holzschuh war im 19. Jahrhundert der traditionelle Schuh der Armen und blieb der Arbeitsschuh schlechthin bis etwa um die Mitte des 20. Jahrhunderts – im Norden Deutschlands länger als im Süden. Er kostete z.B. 1928 nur ungefähr ein Viertel eines Lederschuhs.

Der Bauer liebte den Holzschuh nicht nur wegen seiner Billigkeit, sondern weil er auf nassen Wegen dichter hielt als jedes andere Fußwerkzeug und im Winter, besonders mit einer Einlage, den Fuß recht warm hielt.
Auch Kinder trugen noch bis in die 1920er/1930er Jahren Holzpantinen, die oft mit Filz ausgekleidet waren.

Teilweise wurden die Holzschuhe von den Bauern als Teil ihrer winterlichen Beschäftigung für sich selbst und für den Haushalt hergestellt, doch auch individuelle Maßanfertigung durch geschickte Holzschuhmacher waren üblich. Als Werkstoff dienten meist Weichholz von Pappeln, Aspen oder Weiden. Ab etwa 1860 wurden Holzschuhe auch über Maschinen "serienmäßig" gefertigt.

Trotz ihrer Steifheit und relativen Klobigkeit waren Holzschuhe meist leichter als Lederstiefel. Nachteilig waren die Unbeweglichkeit der Sohle und der Lärm beim Laufen. Auch einen Schönheitspreis gewannen die Holzschuhe nicht, sah er doch plump und ungeschickt aus. Er war halt kein Ballschuh, sondern ein täglicher Gebrauchs- und Bedarfsartikel für viele Bevölkerungsschichten.

Auch in unserer Gegend wurden Holzschuhe getragen, Lederschuhe waren teuer und wurden oft nur sonntags getragen. Die Herstellung von Holzschuhen war relativ einfach: Weichholzhohlstämme wurden in Stücke von 25 bis 45 cm Länge zersägt, in Scheite gespalten und zum Trocknen aufgesetzt. Dann formte man das getrocknete Holzscheit mit dem Schnitzmesser grob vor. Das vorgeformte Holzscheit brachte man mit dem Schadeisen in die äußere Form. Die Länge ergab sich: 2 cm Holzschuhe = drei Schuhnummern. Mit dem Löffelbohrer und Hohlmeißel wurde der Fußraum geformt, mit Fersenmesser und Zieheisen die Formen geglättet. In Holzschuhen wurden meist "Schlappen" getragen, deren Sohlen aus 8-10 alten Lappen gesteppt oder vernäht waren. Für die Seitenteile benutzte man bestickten Wollstoff oder Filz.

Noch eine Info über Holzschuhe: Das wenig einschmeichelnde Wort "Sabotage"  kommt vom französischen "sabot" (Holzschuh des kleinen Bauern) und nach der Überlieferung setzten die in Revolutionszeiten von den "Seigneurs" gebeutelten Bauern ihre Holzschuhe - sie heißen auch heute noch sabots - als Protestwerkzeug ein, um mit ihrem ärmlichen Schuhwerk wegen zu hoher Steuern und Abgaben die Ernte der Mächtigen zu zertrampeln.

 

Steiner Bürger im Deutsch-Französischen Krieg 1870-1871

kriegsdenkm 04123FKSG-04123. Foto: Dieter Schroth
Dieter Schroth verdanken wir das bisher einzige uns bekannte Bild des Gedenksteines, auf dem noch die Inschrift einigermaßen zu erkennen ist.

Immer wieder werden wir nach dem Verbleib des Denkmals unter den Rathausarkaden gefragt, das den Soldaten aus dem 1870/1871er Krieg gewidmet war.
Die ehemalige Kreisrätin Marta Aydt hat sich des Themas angenommen und in Zusammenarbeit mit dem Kreisarchiv folgendes recherchiert:

Der Deutsch-Französische Krieg vom 19. Juli 1870 bis 10. Mai 1871 war eine militärische Auseinandersetzung zwischen Frankreich einerseits und dem Norddeutschen Bund unter der Führung Preußens sowie den mit ihm verbündeten süddeutschen Staaten Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt andererseits.

Aus der Gemeinde Stein marschierten 55 Soldaten mit den badischen Truppen nach Frankreich. Fünf Soldaten wurden dort verwundet. Ein Soldat mit Namen Georg Adam Kist fiel am 5. Januar 1871 im Gefecht bei Levrerey (L'Evrenil) und wurde auch dort beerdigt.

Viele Bauern aus dem Ort mussten Kriegsfuhren stellen, die weit ins feindliche Frankreich hineinreichten. Die großherzogliche Kriegsverwaltung zahlte für jede Fuhre eine Vergütung von 6 Gulden pro Tag. Einige Fuhrleute kamen allerdings ohne Wagen wieder heim. Fuhrmann Michael Ruf z.B. zeigt am 1. September 1870 an, "dass sein Pferd krank sei und am nächsten Tag grebierte". Georg Adam Ewald, ein bekannter Pionier und Wanderprediger der Inneren Mission, war als Krankenträger im Krieg eingesetzt.

Das Kriegerdenkmal wurde wahrscheinlich 1875 bis 1877 erbaut und unter den Arkaden am Rathaus aufgestellt. Die Inschrift lautete: Den nachgenannten Kriegern zum ehrenden Andenken an die ruhmreichen Kämpfe gegen Frankreich im Jahre 1870-1871 gewidmet von der Gemeinde. Bürgermeister Visel.

kriegsdenkm 03990

Das Denkmal, das nicht nur die Namen der Gefallenen, sondern aller Kriegsteilnehmer trug, sollte nach der Renovierung der Kirche in den 1960er Jahren an der Kirchenfassade in der Nähe des Denkmals vom 1. Weltkrieg angebracht werden. Es wurde allerdings beschädigt und leider nicht restauriert, sondern mit dem Bauschutt auf einer Deponie entsorgt. Nach den Erlebnissen während des zweiten Weltkrieges und den Herausforderungen des Wiederaufbaus danach war man sich des Wertes eines solchen Denkmals wohl nicht bewußt. So ist es für uns unwiederbringlich verloren.

Die Namen auf dem Gedenkstein lauteten:
B[rit]sch Wilh. Gfr. | B[rit]sch Chr. | Bauer M[at]h. | Bauer Chr. | Bauer Kl. | Dill Chr. | E[w]ald G.Ad. | Fuch[s?] E. verw. | Fuchs Hrch. | Gossenberger Chr. Gfr. | Gassenmeier Hrch. | Gassenmeier Chr. | Gräßle Jak. Gfr. | Haberkern Hrch. verw. | Haberkern Kl. | Heiler Frie. | Haberkern Fried. Serg. | Hottinger G [? unleserlich] Gfr. | Hottinger Joh. [oder Kl.?] | Kammerer Fried. | Kammerer Ludw. | Kist G. Ad. gefall. | Kopp? Jak. Kunzmann Kak. [verdeckt] | Klotz Kl. Serg. | Kopp Hrch. | Lay Jak. | Katz? ? | [unleserlich] | ? Wilh. [unleserlich] | Leins Hrch. | Lindenmann Kl. W. S. | Lindenmann Kl. G. Ad. S. | Mappuns Wilh. | Mappus Chr. | Morlock Wilh. verw. | Nothacker Jak. | Reif Math. Untofz. | Richter Mich. | Schmidt Chr. Gfr. verw. | Schmeißer Chr. Untofz. | Sohn Kl. | Seifried Jul. | Visel Hrch. Serg | Visel Mich. | V/W?el Jak. [unleserlich] | Zipse Kl. Ersatzreserv. | Britsch Chr. Serg. | Bri? Erst. | Burger J. Serg. | Faßler Chr. | Kern Hrch. | [verdeckt] | [verdeckt] | [unleserlich] | Zipse Ludw. | [unleserlich] | [unleserlich] | ? Fried. [unleserlich].

FKSG-03990. Foto: Anna Seiter
Unter dem Foto steht gedruckt: "Den Kriegsveteranen von 1870/71 der Gemeinde Stein gewidmet von dem ehemaligen Krieg-V.-Mitglied Hischmann. September 1910". Falls Sie den Personen auf dem Foto einen der o.g. Namen zuordnen können, melden Sie sich bitte bei uns, damit wir die einzelnen Männer identifizieren können.

In Kürze werden wir hier die Kriegsteilnehmer mit Bezug zum Ortssippenbuch auflisten.

1783 wurde die Leibeigenschaft in Baden aufgehoben – Amt Stein hatte Sonderrechte.

OB KW13 OGK Leibeigen fbFKSG-02462, Urkunde aus dem Ortsarchiv Königsbach-Stein und FKSG-03405 (Markgraf).
Urkunde über die Abschaffung der Leibeigenschaft von 1783 durch Markgraf Karl Friedrich.

Im Spätmittelalter war die Leibeigenschaft in Baden der gewöhnliche Rechtszustand der nicht-adligen Bevölkerung. Das Wort stammt aus dem Mittelhochdeutschen: mit dem libe eigen = mit dem Leben zugehörig, also unfrei.

Die Leibeigenschaft wurde durch die Geburt begründet; ausschlaggebend war in erster Linie der Stand der Mutter. Leibeigene waren zu Frondiensten verpflichtet und durften nicht vom Gutshof des Leibherrn wegziehen, nur mit Genehmigung heiraten, mussten seiner Religion angehören und unterlagen seiner Gerichtsbarkeit. Sie konnten Eigentum erwerben und vererben, es beschränkte sich allerdings meist auf bewegliche Habe. Leibeigene konnten durchaus einen bescheidenen Wohlstand erreichen, aber selten Vermögen aufbauen. Auch Darlehensverpflichtungen durften sie nicht auf sich nehmen und ein Handwerk konnten sie nur mit Einwilligung des Gutsherrn ausüben. Letztendlich durften Leibeigene auch verkauft werden, wenn der Leibherr Geld nötig hatte.

Von Geburt an waren die Leibeigenen tributpflichtig, denn die Regierung verlangte von den Eltern für jedes neugeborene Kind eine Abgabe – besonders Anfang des 18. Jh., als die Staatskassen durch die langen Kriege leer waren. Gegen diese Neuerung wehrte sich die Steiner Bürgerschaft mit Erfolg. Es war auch üblich, dass beim Tode eines Mannes der Obrigkeit das beste Roß oder Rindvieh aus seinem Stall (oder entsprechender Geld- oder Sachwert) zustanden. Ebenso war beim Tode einer Frau das beste Oberkleid, das sie zur Hochzeit oder zum Kirchgang getragen hatte, der Herrschaft abzugeben. Die "Sterbesteuer" wurde Hauptrecht oder Leibfall genannt. Die Bürger des Amts Stein hatten auch darunter nicht allzu schwer zu leiden, denn als besondere Gunst hatte die markgräfliche Herrschaft diese grausame Abgabe in Stein nie erhoben. Andere Gemeinden jedoch mussten sie leisten.

Dies stand im Lagerbuch, das die Rechte und Pflichten der Obrigkeiten und der Steiner Untertanen enthält: "Es ist von Alters- und bisher kein Hauptrecht noch Leibfall von denen zu Stein weder gefordert noch genommen worden, sondern dieselben sind ihnen bisher erlassen geblieben. Doch soll zu Stein keiner der einer anderen Herrschaft leibeigen ist zum Bürger oder Einwohner angenommen werden."

Wollte ein Steiner Bürger jedoch seinen Wohnort außerhalb Badens nehmen, musste er 10% seines Vermögens abgeben. Es war also nicht leicht, sich in Stein einzubürgern und noch schwerer, auszuziehen. Die Markgrafen hielten ihre Leibeigenen fest. Um sich der Treue der Untertanen zu versichern, ließ sich die Obrigkeit von denselben schon ab dem 14. oder 15. Lebensjahr den Huldigungseid leisten.

Schon zu Luthers Zeiten, um 1525, versuchten die Unfreien im so genannten Bauernkrieg das Joch der Unfreiheit mit Gewalt abzuschütteln. Es gelang ihnen nicht. Ende des 18. Jahrhunderts entließ Baden seine Untertanen jedoch aus freien Stücken in die Freiheit. Markgraf Karl Friedrich (*1728 †1811) galt als Musterbeispiel eines aufgeklärten absolutistischen Herrschers. 1767 schaffte er die Folter und 1783 die Leibeigenschaft ab – als einer der ersten deutschen Fürsten. Ein Reich nach dem anderen hob nun die Leibeigenschaft auf, im Königreich Bayern ebenfalls 1783, im Herzogtum Nassau 1808, im Großherzogtum Hessen 1811, im Königreich Württemberg erst im Jahr 1817.

In Frankreich z.B. wurde die Leibeigenschaft mit dem Beginn der Französischen Revolution 1789 endgültig abgeschafft. Am längsten und am strengsten erhielt sich die Leibeigenschaft in Russland und Rumänien. In Russland wurde sie erst unter Zar Alexander II. vorbereitet, die Aufhebung erfolgte aber erst im Jahre 1861. In Rumänien wurde die Leibeigenschaft im Jahre 1863 abgeschafft.

 

 

Hermann Weinbrecht, der "Amerika-Onkel"

Weinbrecht 04156FKSG-04156. Familienbild während des 1. WK: Vater August Weinbrecht (*1870 †1949), Goldarbeiter, und seine Frau Ernstine geb. Kammerer (*1870 †1955) aus Königsbach mit den Söhnen Emil (hinten), Hermann (sitzend) und Robert. (Original: Robert Weinbrecht)

Den älteren Steinern wird aus Nachkriegszeiten der "Amerika-Onkel" noch in guter Erinnerung sein. Wir haben nachgeforscht, was es damit auf sich hat:
Hermann Weinbrecht wurde im Februar 1904 in Stein geboren, wo er auch aufwuchs. In der Zeit des ersten Weltkriegs erlebte er, 10- bis 14-jährig, die Not der Kriegszeit. Sein Vater war mit über 45 Jahren der älteste, sein großer Bruder der jüngste Kriegsteilnehmer aus Stein.

Nach dem Krieg kam die Inflation (1914 bis 1923) und die daraus resultierenden Folgen für Mensch und Wirtschaft. Das Geld war wertlos geworden und reichte kaum mehr zur Versorgung der Familie. In der Zeit erlernte Weinbrecht den Beruf des Werkzeugmachers, den er nach der Lehre in Pforzheim ausübte. Auch wenn in Deutschland mit der Einführung der Reichsmark 1924 eine Phase der Stabilisierung eintrat, erholten sich die Menschen im ländlichen Stein nur langsam von den Auswirkungen. Politisch vollzog sich im Land eine Wende nach rechts. Damit stand das Deutsche Reich am Beginn eines Weges, der in Terror und Diktatur endete.

1927 entschloss sich Weinbrecht zur Auswanderung in die USA und landete in Chicago, wo er weiterhin in seinem erlernten Beruf als Werkzeugmacher tätig war. Es folgte die Machtergreifung Hitlers und der zweite Weltkrieg. Ab Kriegsende sendete Weinbrecht Schokolade an die Kindergartenkinder und Volksschüler von Stein. Er vergaß auch seine Vereine, Turngesellschaft und Gesangverein, nicht und schickte auch ihnen hin und wieder Pakete mit damals so wertvollem Inhalt.

Weinbrecht 03867

Im Jahr 1951, nach 24 Jahren Abwesenheit, besuchte Weinbrecht erstmals wieder seine Heimatgemeinde Stein. Das war der Pforzheimer Zeitung einige Zeilen wert; am 05.05.1951 stand darin: "Besuch aus Amerika. Seit einigen Tagen weilt Herr Hermann Weinbrecht, mit Frau aus USA hier zu Besuch. Der Männergesangverein „Freundschaft" brachte seinem ehemaligen Sangesbruder ein Ständchen." Und am 31.05.: "Herr Weinbrecht und Frau haben seit ihrer Ankunft bereits zahlreiche Pakete Schokolade an die hiesigen Kinder und Volksschüler verteilt. Bürgermeister Hottinger dankte im Namen der Gemeindeverwaltung für diese Spende."

Weitere Besuche folgten, bis Weinbrecht, inzwischen Wittwer und in Rente, im Jahr 1972 dauerhaft nach Stein zurückkehrte. Er verheiratete sich in zweiter Ehe mit Frieda Weinbrecht (*1922 †2004). 1985 verstarb Hermann Weinbrecht, der "Amerika-Onkel" aus der Nachkriegszeit, in seinem Geburtsort im Alter von 81 Jahren.

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Foto rechts: FKSG-03867Hermann Weinbrecht, der "Amerika-Onkel", bei seinem Besuch 1951 in Stein. Im Hauseingang seine Frau Else, links Schwester Anne, ganz rechts Gerda Kaucher. (Original: Anneliese Seiter)

 

Links: Auch zum 80sten Geburtstag widmete die Pforzheimer Zeitung Hermann Weinbrecht einen Artikel. PZ vom 04.02.1984, Seite 16.

Herkunft der Ortssippe "Britsch" in Stein

britsch 04209FKSG-04209, Original von Jörg Benzenhöfer
Nachfahren der "Britsch" in Stein:
Karl Britsch *04.09.1880 †07.09.1949 mit Ehefrau Karoline  *08.04.1876 †22.11.1946
die Kinder Luise (verh. Hörrle) *15.03.1905 †15.03.1987, Hermann *20.01.1907 †04.08.1983, Anna (verh. Kunzmann)  *03.02.1910 †02.10.1983 und Nesthäkchen Emil *10.07.1914 †unbek.

Zu den ältesten Geschlechtern in Stein gehören die Familien Kaucher, Ruf und Seiter. Nach Beendigung des 30-jährigen Krieges zählte Stein nur noch 39 Seelen. Neue Sippen, u.a. die Familien Britsch, Fuchs und Morlock wanderten ein und 1769 zählte das Dorf schon wieder 153 Familien.

Der erste Britsch (Brütsch, Pritsch, Briz) war Hans Jacob Britsch, Sohn des Jacob Britsch in Ramsen (Ramsheim) im Kanton Schaffhausen. Dort gehörten sie schon im 15. Jahrhundert zu den alteingesessenen Geschlechtern. Als sich die Einwohner 1550 in einen katholischen und einen reformierten Teil spalteten, schlugen sich die "Brütsch" auf die Seite der Reformatoren/Calvinisten. Hans Jacob (*31.01.1613), heiratete 1637 Magdalena Erzinger. Mit ihr hatte er 8 Kinder. Als Säugling starben die Kinder Elisabeth (*1645 †1646), Jakob (*†1647), Jacob (*†1650), NN (*†1651, Name und Geschlecht unbekannt) und Catharina (*†1653).

Über Hans Jacob Britsch wurde 1663 in den Kirchenbüchern vermerkt: "welcher seine eheliche Hausfr. samt 7 Kindern in der Schweiz boshaftiger Weise verlassen und sich mit seines Vaters Magd, Anna genannt, davon gemacht u. seit der Zeit vorgeben, dass es seine Hausfr. wäre, auch bereits 4 Kinder mit ihr außer dem Ehestand geziehlet, deme das letzte Melchior gen. jetzt getauft wurde."

Mit der erwähnten Magd Anna Veronica (Nachname unbek.) hatte der andersweitig verheiratete Hans Jacob also schon zwei voreheliche Kinder (*1655 und 1657), als er sich in Stein als Hintersasse ansiedelte. (Hintersasse = Landleute, welche ohne geschlossene Güter, nur mit einem Haus, Garten oder einzelnen Feldern „angesessen“ waren.) Um 1660 wurde Britsch als "Maurer" bezeichnet und bezog Wohnung am Eckgrundstück am Marktplatz, der heutigen Königsbacher Straße 3.

Dort wurden 1659, 1661 und 1663 drei weitere Kinder geboren, die den Vermerk "vorehelich" im Register trugen. 1663 starb Hans Jacobs angetraute Ehefrau in der Schweiz und er konnte am 26.10.1663 die Mutter seiner unehelichen Kinder heiraten. Darüber ist im Kirchenbuch unter anderem vermerkt: "Weilen aber seine vorige Frau unter dessen im Schweizerland gestorben, hat er durch supplicieren mit dieser copuliert zu werden erhalten."

Es folgten drei weitere Söhne, geboren im heiligen Stand der Ehe, von denen der letzte, Hanß Martin (*1675) sich 1701 nach Bauschlott verheiratete und dort den Grundstock der "Britsch-Sippe legte".
Hans Jacob Britsch verstarb, 83jährig, am 16.06.1692 in Stein. Seine Frau Anna ist nur fünf Monate später, am 12.11.1693 im Alter von 59 Jahren "so an der Geschwulst gestorben".

Auch wenn der Pfarrer sich über die Sittenlosigkeit  echauffiert hat, brachte es der "vorehelich geborene" Sohn des Paares, Hanß Jakob (*1657 †1743) ziemlich weit. Nicht nur, dass er sich in Stein vier mal verehelichte und alle seine Ehefrauen überlebte, er wurde Bürger (Huldigung an den Markgrafen 1709 und 1738) und war 1709 als Anwalt und 1714 sowie 1717 sogar als Schultheiß aufgeführt.

Dass die Pfarrer in der Zeit mit ihren Kirchenbucheinträgen nicht zimperlich waren, zeigen weitere Einträge der Familie Britsch, so z.B. bei Hanß Jakobs Tochter Anna Maria (*1683), "welche den Soldaten nachgezogen bis sie endlich den Bauch gefüllt bekommen und hier genesen".

Immerhin hat sich von Stein aus das Britsch-Geschlecht rasch ausgebreitet und wurde auch in Bauschlott, Ölbronn, Öschelbronn, Büchenbronn und Wurmberg seßhaft. Allein in Pforzheim gibt es weit über zwei Dutzend Britsch-Namensträger. Und noch etwas gibt es über die frühen "Britsch" zu berichten: Sie erfreuten sich bester Gesundheit und viele starben erst im für damalige Zeiten sehr hohen Alter von über 80 Jahren.

 

Weiterführende Links:

Huber, Konstantin: Von Stein am Rhein nach Stein im Enzkreis.
Der Auswanderer Jakob Brütsch aus Ramsen und die Ursprünge der Familie Britsch
im Pforzheimer Raum vor dem Hintergrund des Migrationsprojektes „Schweizer
im Kraichgau und angrenzenden Gebieten nach dem Dreißigjährigen Krieg. In:
Genealogie 54 (2005), S.387-398.

eine leicht überarbeitete und illustrierte Fassung siehe hier:

Huber, Konstantin: Von Stein am Rhein nach Stein im Enzkreis.
Der Auswanderer Jakob Brütsch aus Ramsen und die Ursprünge der Familie Britsch
im Pforzheimer Raum vor dem Hintergrund des Migrationsprojektes „Schweizer
im Kraichgau und angrenzenden Gebieten nach dem Dreißigjährigen Krieg. In:
Familienforschung Schweiz. Jahrbuch 2005, hg. von der Schweizerischen
Gesellschaft für Familienforschung, S. 33-53

Online-Fassung via ancestry

https://www.yumpu.com/de/document/view/2075314/von-stein-am-rhein-nach-stein-im-enzkreis-freepageshttps://www.yumpu.com/de/document/view/2075314/von-stein-am-rhein-nach-stein-im-enzkreis-freepages