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Unser Dialekt

"Ein Dialekt (lateinisch dialectus und dialectos, griechisch διάλεκτος diálektos „Gespräch/Diskussion, Redeweise, Dialekt/Mundart, Sprache“, von griechisch διαλέγεσθαι dialégesthai „mit jemandem reden“) oder eine Mundart ist eine lokale oder regionale Sprachvarietät."

So wird Dialekt sachlich definiert. Aber Dialekt ist viel mehr: Der Dialekt ist die Sprache unserer Vorfahren, unseres Dorfes, unserer Herzen. Er gibt uns das Gefühl, zu Hause zu sein, das Gefühl der Gemeinschaft und Geborgenheit. Aber auch unser Dialekt unterliegt dem Wandel. Durch Schule und Beruf, durch Zu- und Umzug geht unser ursprünglicher Dialekt verloren. Man hört bei Unterredungen mit Älteren oft Worte, die man aus der Kindheit zwar kennt, aber selbst schon nicht mehr benutzt.

Königsbach-Stein liegt an der Grenze zu Schwaben. Daher schwingt in unserem Dialekt eine leicht schwäbische Klangfärbung mit. "Mir schwätze halt ... un mir esse Mauldasche". Auch die Nähe zu Frankreich findet sich darin wieder. Viele Worte, die ursprünglich aus dem französischen stammen, wurden "eingedeutscht". Wissen Sie zum Beispiel, was ein Botschamba oder ein Blaffo ist?    :-)

Damit uns dieser Dialekt nicht verloren geht, wollen wir ihn hier festhalten. In Schrift und Ton. Dazu werden bei regelmäßigen Treffen mit Königsbachern und Steinern die alten Redewendungen und Worte in Erinnerung gerufen und aufgezeichnet. Ein Klick auf das Wort ... uns Sie hören, "wie ma in Kenschbach odda Stoi schwätzt". Die Wortsammlung befindet sich am Anfang, wird aber kontinuierlich erweitert.

Zur besseren Übersicht haben wir die Sammlung in Rubriken aufgeteilt, wobei sich das eine oder andere Wort durchaus überschneidet.

Gegenstände   |   Handlungen   |   Beschreibungen   |   Spitznamen   |   Gewanne-Orte   |  Schimpfwörter

Wenn Ihnen noch Worte und Ergänzungen einfallen oder Sie bei diesem Projekt mitmachen möchten, einfach eine Mail an kontakt@freundeskreis-geschichte.de.
Oder kommen Sie zu unseren Fototreffs, die vierzehntägig (immer Mittwochs in einer geraden Kalenderwoche) in unserem Vereinsheim in der Mühlstraße 4 (ab 14:30 Uhr bis ca. 17 Uhr) stattfinden. Unter Termine oder im Ortsblättle werden wir die Treffen anzeigen.

 

Substantive | Gegenstände

Bäbberle  |  Aufkleber, Klebestreifen |  Geb ma mol des Bäbberle her  

Babserle, Bäbserle  |  ebenfalls Aufkleber  

Babbedeggl  |  Karton, aber auch Führerschein

Badscher |  Klopfer, Teppichklopfer |  I komm glei mitm Badscher

Baggaasch  |  eine Gruppe unsympatischer Menschen  |  frz. Bagage – Gepäck

Baiz | Kneipe, Lokal  |   I geh end Baiz  

Bebbelesgmies, Rosebobbele  |  Rosenkohl

Beile, Holzbeile  |  Schopf, Holzschopf   

Bengl  |  Stock, aber auch frecher Junge

Biebeleskäs  |  Quark (Biebele – Kücken)

Biere  |  Birnen  

Bidzich  |  Gemüseabfall, Obstabfall  

Bimberle  |  Buben ... (na, sie wissen schon)

Blaffo  |  Decke  |  frz. plafond  |   

Bodschamber   |  Nachttopf, Nachtgeschirr  |  frz. pot de chambre   

Boschdler  |  Briefträger, Postbote  

Bubeschbitzle  |  Schupfnudeln

Budslombe   |  Putzlappen  

Büffdeck  |  Beefsteak

Bugl  |  Hügel, aber auch Rücken

Breedle  |  Kekse

Butze  |  Rest eines Kernobstes oder auch unschönes Mädchen  

Dabber  |  Schritt, Fußspur

Dabbser  |  Fingerabdruck, Handabdruck  |  Mach dohane koi Dabbser druf  

Deppich  |  Teppich, ebenso für Decke, Zudecke  |  Gib mer mol den Deppich her, zom zudegge   

Dienschdich  |  Dienstag

Druch  | Truhe, Sitztruhe, Holztruhe  | Do kannsch de nodruche  

Eilaafsubb  |  "Einlaufsuppe". Fleischbrühe mit aufgeschlagenem Ei.

Fellschitz  |  Landjäger (nicht zum Essen), Landpolizist  |  Feldschütze  

Fiess  |  Füße, einschließlich Beine  

Flaischkiechle  |  Frikadelle

Flosse  |  Hände  

Funzl, Fonzl  |  Lampe, Leuchte mit trübem Licht   

Freidich  |  Freitag

Gääl(w)eriewe  |  Karotten, Möhren

Gebabbl  |  Geschwätz

Glomb  |  Gelumpe  

Glotzer (Glotzbibbl)  |  Augen

Gluckser  |  Schluckauf

Gneisle  |  Brotanschnitt  

Gosch  |  Mund  |  Kannsch dei Gosch net halde?  

Grombiere  |  Kartoffeln  |  Biere (Birnen) aus der Krume (Acker)  

Grott  |  Kröte oder auch nettes, hübsches Mädchen (hiebsche Grott)  

Gruscht  |  Glomb  

Gschmaismuck  |  dicke, fette Schmeißfliege

Gselz  |  Marmelade, Brotaufstrich  

Guck  |  Tüte  

Hafe  |  Topf

Hanstreible  |  Johannisbeeren  |  Hans (Kurzform von Johannes) und Treible (von Trauben)  

Haschee  |  gehacktes Rindfleisch

Hauhärle  |  Maulwurf, von "samtiges Haar"

Heilsus  |  jammerndes, heulendes Mädchen

Hendschich  |  Handschuhe oder einer, der nix auf den Rippen hat (= halbes Hemd)  

Hobbele  |  Tannen- oder Kieferzapfen, auch Königsbacher

Hubbl  |  kleine Erhebung, Hügel

Huschdegutsele  |  Hustenbonbon, ebenso kleine Autos  |  Was ischn des fier a Huschdegutsele  

Käbsele  |  schlauer, bzw.  ideenreicher Mensch, Problemlöser  

Kande  |  Gasthaus zur Kanne      

Käsbläddle  |  Zeitung  

Kerwisch  |  Handbesen

Kiddl  |  Kittel, Jacke, Weste  |  Ich brauch jetzt n Kiddl  

Gnaisle  |  Brotende  

Krautwiggl  |  Kohlroulade

Lapp  |  Mund, Maul  |  Hald amol dei Lapp  

Labbe  |  Lumpen, Putzlumpen, aber auch Führerschein  

Lamberie  |  Fußbodenabschluss bzw. Leiste am Boden, aus Holz  |  frz. lambris – die Wandverkleidung  

Läwwedag  |  Unruhe, Umtrieb   „am Läwwedag net“ = niemals  

Lomb  |  Gesetzloser, Unaufrichtiger, Lump (Mann)

Meedich  |  Montag

Mostriwwel  |  überdimensionierter Kopf (nicht im Sinne von Intelligenz)

Muggebadscha  |  Fliegenfänger, Mückenklatsche   

Muggeseggele  |  ein Wenig, Etwas

Neigschmegde  |  Alle Menschen ohne die Gnade der hießigen Geburt   

Näwwele  |  (Bauch)-Nabel

Peederle  |  Petersilie

Pflätsch  |  Grimasse  |  Zieh net so a Pflätsch no  

Pfohlhäb oder Pfohlhob  |  Gerät, um Reißig und Kleinholz zu entasten  |  sh. Geräteführer Schwarzwald S. 111, dort "Säßle"

Plaschdichguck  |  Plastiktüte

Räbscher  |  Reb- oder Gartenschere, aber auch kratzbürstige Dame

Radlrutsch  |  Roller

Rigglwand  |  Schälrippchen  

Ribble  |  Kassler, aber auch ein Stück (Ripchen) Schokolade

Rode Riewe  |  Rote Beete

Rosebobbele  |  Rosenkohl, auch "Bebbelesgmies"     

Saich  |  Urin, aber auch schlechte Sache

Saichbrie  |  ekelhaftes Getränk, schmutziges Wasser

Samschdich  |  Samstag

Schädl  |  Kopf. (Schädlweh – Kopfweh)

Schäll  |  Glocke, Klingel

Schbinnehudle  |  Spinnweben

Schdaffl  |  Treppe, Stiege  | Geh do mol d'Schdaffk nonna

Schdääg  |  Treppe (im Haus, Gebäude), von Steige, Stiege  | Gehsch d'Schdäg nuff?

Schdombe  |  Zigarre

Schees, Kinnerschees  |  Wagen, Kinderwagen, ebenso benutzt für alte (ungepflegte) Frau  |  frz. Chaise: Sänfte, Kutsche, Wagen    

Schesslo  |  Sofa, Couch  |  frz. Chaiselongue

Schlabbe  |  Schuh, Hausschuh, Schlappen

Schlabbergosch  |  Redseelige(r) oder vorlautes Kind

Schlombel  |  unordentliches (oder auch übermütiges) Mädchen

Schnoog  |  Stechmücke (Südhochdeutsch: Schnake)

Schonge  |  Schenkel  

Schpreißl  |  (Holz-)Splitter

Schtrupfer  |  Schrubber

Semmere  |  Maß für Getreide. Damit wurde Getreide zur Mühle zum Mahlen getragen  |  sh. Geräteführer Schwarzwald S. 109, dort "Sester"

Seier  |  Sieb

Sellerich  |  Sellerie

Sonndich  |  Sonntag

Triellabbe  |  Latz, Kinderlatz oder einer, der langsam macht bzw. "vor sich no trielt"  

Wägsaicher  |  Gerstenkorn

Waschlawor, Waschlaffoo  |  Waschschüssel  | franz. lavoir – das Waschhaus, Waschstelle  

Weinachtsbreedle  |  Weihnachtsgebäck (sh. auch Breedle)

Wefz  |  Wespe

Wegg, Weggle  |  Brötchen, Semmel, Schrippe

Wellholz  |  Nudelholz, Holz zum "Auswellen"

Wesch  |  Wäsche

Wuuhler  |  jemand, der viel (hart) arbeitet

Zenge  |  Nase, große Nase = Zinken

Zirenge  |  Flieder   

Ziwewe  |  Rosinen   

Zoff  |  Streit  |  hebräischstämmig, jiddisches Gaunervokabular

Zoi, Weschzoi  |  Korb, Wäschekorb

Zwiwwel  |  Zwiebel, aber auch Uhr

 

Adjektive | Beschreibungen

babsich  |  klebrig

dohane  |  hier

forzdrogge  |  trocken, staubtocken

gaddich  |  etwas ist nett, passend, gut zu gebrauchen

groddefalsch  |  falsch

gwieft  |  gewitzt, schlau

hinerevier  |  durcheinander

kommod  |  ordentlich, ruhig bleiben, "auf dem Teppich" bleiben  |  evtl. aus dem franz. comme il faut – ordnungsgemäß  

lommelich  |  instabil, träge

meschugge  |  verrückt, überspannt, irre  |  aus dem Jiddischen

ommsonscht  |  umsonst, unnötig

oriewich  |  unruhig, nervös, anstrengend      

saichnass  |  nass, tropfnass

schaluu  |  durcheinander, nervös, unruhig  

verblärrd  |  weinerlich, den Tränen nahe  

verbudd  |   ungar, unfertig     

vergroode  |  mißraten, mißlungen    

verschempfiert  |  verunstaltet  

waisch?  |  weißt du?  | erklärendes Satzangehängsel

woanerscht  |  wo anders, an einem anderen Ort, nicht hier

 

Verben | Handlungen

abraggere  |  abmühen, sich schinden

barmisiere  |  rumjammern, erbarmungswürdig scheinen    

bengle  |  ernten, mit einem Stock nach Früchten werfen

bussiere  |  umwerben, schmeicheln  |  frz. buser – schieben – poussieren

bressiere  |  drängeln, eilen

bruddle  |  schimpfen, schelten

drebbeliere  |  jemanden hetzen, antreiben

fächde  |  etwas holen, ausleihen    

fladiere  |  schmeicheln, gut zureden  

ganfe  |  mitnehmen, wegnehmen, berühren  

gautsche  |  schaukeln

grakeehle  |  herumschreien

gruschdle  |  herumkramen

hasch  |  hast du

hendle  |  händeln, streiten

herbschde  |  Weintrauben ernten, Weinlese

himache  |  zerstören, beschädigen

hogge, nohogge  |  sitzen, hinsitzen

huddle  |  sich beeilen im Sinne von schlampern

knuddle |  knuddeln, schmusen

läbbere  |  mit Wasser spielen

ligge, noligge  |  liegen, sich hinlegen

murkse  |  pfuschen

neidabbe  |  reinfallen, in etwas reintreten

newenaus geh  |  eine Affäre haben

nobäschdle  |  basteln, reparieren

noblozze  |  hinfallen

nobrenge  |  hinkriegen, erreichen, reparieren

nogugge  |  hinschauen

nolange  |  anfassen, zupacken

schdupfe  |  stechen

pfätze  |  kneifen

plärre  |  weinen   

plotze  |  fallen, herunterfallen (nonnaplotze)

saiche  |  urinieren (vulgär, auch im Dialekt)

schbachtle  |  (gierig) essen

schdombe  |  stoßen

schdupfe  |  stechen, pieksen

schelle  |  klingeln

scherre  |  kratzen oder scharren

schlengere  |  schwingen, schleudern, Steigerung: "romschlengere"

schlotze  |  lutschen, trinken

schnipfle  |  etwas kleinschneiden, abschneiden

seie  |  sieben

uffbasse  |  aufpassen, Acht geben

verbuzze  |  verputzen, aber auch hinunterschlingen, aber auch jemanden nicht leiden können (I kann den net verbuzze)

verseggle  |  jemanden auf den Arm nehmen

wuuhle  |  hart und fest arbeiten

"UNome" | Spitznamen

Apflkiechle  |  Adolf Wagner, Baumstraße

Ärschle  |  Ludwig Jung, am Marktplatz zwischen Rathaus und Apotheke (bis 1925) |  von Beruf Metzger   

Beboe  |  ??    

Boschtkarle  |  Karl, arbeitete bei der Post, trug Briefe aus

Badde  |  Walter Schaudt, Heckwiesenweg  |  Kioskbesitzer, Kiosk an der Durlacher Str.   

Drehers  | Fam. Lamprecht  (Textilhaus Schäfer/Rothen)  |  Vater Daniel Lamprecht, † 1921, war Dreher von Beruf

Fellschitz  |  Feldschütz

Fibber  |  Sohn vom "Ärschle" Jung

Glaser-Fritz  | 

Grasmuck  |  Gräßle

Hasebabbe  |  Helmut Jung, Friedrichstraße  |  Bauer   

Hawwerschick  |  Schickle  |  Bauer in Königsbach

Kafesatzes  |  die "alten" Kannenwirtsleute    

Katzerammla  |  Kaiser    

Kohlespitzer  |  Walter Föller  |  Kohlenhandlung, Brennstoffe

Küfer-Rombele  |  Walter Jung, Sohn von Robert Jung

Ölschlägers  |  Kratt, Durlacher Straße  |  besaßen lange Jahre den "Ölschlag", Ölmühle

Rombele  |  Robert Jung  |  von Beruf Küfer

Schelle  |  Werner ??

Schlamba-Schäfer  |  (Schlamper) Albert Schäfer  |  Stammholzfahrer

Waggong  |  Arthur Kaufmann, Kolonialwaren Kaufmann & Deuring, Marktplatz  |  "Kaafmennle" sagter immer: s isch scho a Waggon voll onnerwägs

Ziwewemax  |  Walter Jung, Robert-Koch-Str.