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Der 30jährige Krieg – Folgezeit: die Kriege des „Sonnenkönigs”

Im Jahr 1655, also sieben Jahre nach Ende des Dreißigjährigen Krieges ergab eine amtliche Schadensfeststellung in Stein, dass drei Viertel des Heimbronner Hofes und viele andere Äcker nicht bewirtschaftet waren. Die Besitztümer der verschollenen Bürger waren teils gar nicht mehr vorhanden. Mühle und Höfe waren zerstört. Dennoch hat Stein den Krieg verhältnismäßig gut überstanden.

2018 KW07 Ludwig XIV fb

Porträt von 1672: König Ludwig XIV. frz. Louis XIV (*05.09.1638 in Schloss Saint-Germain-en-Laye; †01.09.1715 in Schloss Versailles) war von 1643 bis zum Tod König von Frankreich und Navarra, sowie Kofürst von Andorra. (Foto gemeinfrei)

Doch der Friede dauerte nur knapp zwei Jahrzehnte, dann wurde Stein durch die „Raubkriege” hart getroffen. Der „Holländische Krieg” gilt als ein expansiver Eroberungskrieg Frankreichs und wurde deshalb in der älteren deutschen Literatur auch oft als Raubkrieg Ludwigs XIV. bezeichnet. Um eine Vorherrschaft Frankreichs auf dem europäischen Kontinent zu verhindern, verbündeten sich Spanien und das Heilige Römische Reich mit den Niederlanden. Damit war auch die Markgrafschaft Baden in den Krieg verwickelt.
Die schon im Zusammenhang mit der Entführung Königsbacher Bürger genannten französischen Truppen in der besetzten Feste Phillippsburg marodierten durch das Land. Die geschwächten deutschen Truppen konnten dies nicht verhindern. Anscheinend waren aber auch sie selbst für manche Untat verantwortlich. Der 1674 amtierende Pfarrer Philipp Heinrich Kleinel schrieb im Steiner Kirchenbuch: „Anno 1674, den 14. Sept. an welchem Tage das allhiesige Schloss durch die Kayserl. und andereen alliierten Völker feindlich angefallen und geplündert worden, sind folgende Kirchenzierden und Geräthe ... verloren gegangen.” Es folgte eine Aufzählung der geraubten Stücke, z.B. Tauf- und Abendmahlgerät, Altar- und Kanzeltücher, die anscheinend im Schloss aufbewahrt wurden. Es waren also Deutsche, die das Steiner Schloss plünderten, und keine Franzosen. Daraus ist zu schließen, dass die deutschen Tuppen schlecht geführt, mangelhaft verpflegt und besoldet waren, so dass sie sich rücksichtslos nahmen, was sie brauchten – auch von ihren Landsleuten.
Das Treiben der Söldner hatte einen Mangel an Lebensmittel und vor allem ein Fehlen von Sicherheit zur Folge. Viele Steiner suchten deshalb in Pforzheim Zuflucht. Im Kirchenbuch wird von einem in Stein geborenen Kind berichtet, das von seinen Eltern „wegen eingefallener Kriegsgefahr” in Pforzheim getauft wurde. Zwei Familien waren aus der oberen Markgrafschaft (bei Lörrach) nach Stein geflüchtet, weil ihre Heimat von Franzosen verwüstet war. Sie waren vom Regen in die Traufe gekomen. Eine Mutter davon war mehrmals nach Pforzheim geflohen und letztendlich dort verstorben. Ihre Angehörigen ließen sie 1678 in Stein beerdigen.

Im gleichen Jahr fiel der Sonnenkönig (Ludwig XIV.), trotz inzwischen erfolgem Friedensschluss, unter fadenscheinigen Gründen wieder in die Gebiete am Oberrhein ein. Seinen Generälen befahl er: „Verbrennt alles!”. Die ganze Pfalz wurde bald ein rauchender Trümmerhaufen, Heidelberg und sein Schloß verwüstet. Im August 1689 traf es Durlach, die Residenz des Markgrafen, und auch Pforzheim. Dann kamen die Mordbrenner nach Stein.