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Künstler in Stein – Christian Weinbrecht (* 24.06.1900, † 30.01.1973)

OB KW46 OGK 01030
Christan Weinbrecht an der Staffelei.
FKSG-01030, Orig. Johanna Schlachter

Christian Weinbrecht wurde am 24.Juni 1900 als Sohn des Gipsermeisters Karl Weinbrecht in Stein geboren. Im Alter von 3 oder 4 Jahren verlor er durch eine Krankheit sein Gehör, ein Besuch der regulären Volksschule war somit nicht mehr möglich. Die Eltern waren gezwungen, ihren Sohn auf die Gehörlosenschule in Gerlachsheim (Tauberbischofsheim) zu schicken, die er nach 8 Jahren erfolgreich abschloß.

Schon früh prägte sich das künstlerische Talent Weinbrechts aus, er absolvierte von 1918 bis 1921 seine Lehrjahre als Emaille-Maler bei der Firma Emil Winter in Pforzheim. 19­18/1919 besuchte er die Goldschmiedeschule und 1920/1921 die Kunstgewerbeschule.

Nach der Lehre arbeitete er in seinem erlernten Beruf als Emaille-Maler bei der Firma Ullmann und Scholl AG in Pforzheim. 19­26 besuchte er die Privatschule Plock und Hagemann in Karlsruhe. Der in Plinsen geborenen Künstler Oskar Hagemann war schon 1908 in die Meisterklasse der Kunstakademie aufgenommen worden, in der er 1942/43 selbst lehrte. Einer der ersten Lehrer Hagemanns war Ludwig Wilhelm Plock, mit dem er später besagte Privatschule unterhielt.

Im Jahr 1927 war Weinbrecht Volontär bei Malermeister Dieterle in Forbach (Murg), ein Jahr später Schüler der höheren Malerfachschule in Karlsruhe, wo er seien Abschluß als Malermeister machte. Im Juni 1933 heiratete der Künstler seine Frau Elise geb. Fischer (* 22.10.1907, † 20.01.2002), Tochter Johanna kam 1938 zur Welt.

OB KW46 OGK 02605

Um die Familie ernähren zu können, arbeitete Weinbrecht als selbständiger Malermeister in Stein und Umgebung. Die Kunstschulen wurden abends besucht, die meisten seiner Werke erschuf er in der auftragsarmen Zeit im Winter.


Während des zweiten Weltkrieges konnte der gehörlose Künstler die Kunst-Akademie Karlsruhe besuchen. Zwei Semester studierte er bei Prof. Gebhard, der selbst viele Gemälde in dem für Künstler so reizvollen Stein schaffte. Schwerpunkt dieses Studiums waren Portraits. Die bekanntestens Portraits waren das seiner eigenen Mutter und das eines Onkels. Selbst sein Lehrer, Professor Gebhard wurden von Weinbrecht auf Leinwand verewigt. Er bevorzugte das malen von älteren Menschen, in deren Gesichter das Leben schon Spuren hinterlassen hatte. Aber auch Stilleben im Rembrand-Stil, dunkel, mit Kerzenlicht und Bibel, erschaffte er.

Der vielseitige Künstler Weinbrecht malte seine Werke in Aquarell oder Öl, ebenso Feder- oder Tuschezeichnungen, z.B. vom Königsbacher Rathaus 1942 oder Aktzeichnungen. Oft nutzt er auch Tempera, eine Malfarbe, deren Pigmente mit einem Bindemittel aus einer Wasser-Öl-Emulsion gebunden werden.

Die genaue Anzahl der von Weinbrecht geschaffenen Werke ist nicht bekannt. Nur ganz wenige seiner Werke hat er verkauft (wahrscheinlich nur 2 Stück), die meisten Gemälde verschenkte er an Verwandte und Freunde oder behielt sie in seiner eigenen Familie, wo sie auch heute noch in Ehren gehalten werden.

 

rechts: Winterlicher mittlerer Gaisberg in Stein im Jahr 1943. Dieses beliebte Motiv Weinbrechts zeichnet sich durch seine harmonische Farbgebung und Detailtreue aus. Das Werk wurde von Weinbrecht am Fenster von Verwandten aus gemalt.
FKSG-02605, Original Johanna Schlachter