header-default

Die Wette: Wasserreservoir und Tummelplatz

wettestein 00201FKSG-00201, Original von Georg Hehn. Foto von 1960.

In Stein lag die „Wette“ in der Bachgasse, Aufnahme von 1960 mit dem damals noch unverdohlten Mühlbach. Links die Stellfalle/Wehr zum Stauen des Wassers.

Die Wette (Wedde). In Süddeutschland, der Schweiz und in Flandern kennt man den erstmals im fränkischen und wenig später auch im alemannischen Sprachraum nachgewiesenen Ausdruck „Wette“ (Wett, Weed oder fläm. Wedde), ein Wort, das ursprünglich die Pferdeschwemme bezeichnete. Es ist eine Ableitung von wetten, das heißt 'Tiere in die Schwemme treiben', was seinerseits eine Ableitung von waten ist (wetten heißt somit wörtlich jemanden oder etwas waten machen). So steht es jedenfalls in "Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache"

 

Die Anlage von Wetten wurde in der württembergischen Grafenzeit den Gemeinden zur Pflicht gemacht, denn unsere Wetten sind ursprünglich Löschwasserteiche und stammen aus einer Zeit, in der es noch keine zentrale Wasserversorgung gab. Sie dienten nicht nur als Löschwasserreserve, sondern auch als Brauchwasserreservoir, soweit die Wassermenge bzw. der Zufluss dies zuließen. Wetten wurden meist zentral im Ortskern angelegt, damit man früher mit einer Eimerkette, später mit Pumpen das Wasser relativ einfach an jeden Punkt im Ort bringen konnte. Oft hatten diese Teiche keine eigene Quellen, sondern mussten befüllt werden. Idealerweise war aber - wie in Königsbach und in Stein – ein kleines Fließgewässer oder eigene Quellen vorhanden. Allein aus dem Regenwasser konnte nämlich ein ausreichender Wasserstand nicht immer gewährleistet sein. Bei einem Brand hatten in den Ortschaften alle arbeitsfähigen Einwohner mit gefülltem Eimer zur Brandstelle zu eilen und sich in doppelter Reihe zum Löschwasserteich aufzustellen: „Durch die Hände lange Kette um die Wette flog der Eimer.“

Während man das Trinkwasser aus mit Quellen gespeisten Brunnen holte, wurde das Wasser der Wette intensiv genutzt. Sie diente als Vieh- oder Pferdetränke, zum Spielen und Schwimmen und war Lebensraum für Gänse und Enten. Vor der zentralen Wasserversorgung wurde auch Wäsche an der Wette gewaschen. Dafür hatten die Frauen einen ganz bestimmten Tag in der Woche, an denen sie, oft gemeinsam, ihre Schmutzwäsche im Wäschezuber oder auf einem Leiterwagen an die Wette brachten und mühsam von Hand reinigten. Natürlich ging so eine Wäsche nicht ohne großes Schwätzen ab. Da wurde getratscht und gescholten, erzählt und gelacht, viel Dorfklatsch verbreitet oder gestritten. Nicht umsonst sagen wir heute noch wenn jemand schlecht redet oder lästert: "Da wird aber schmutzige Wäsche gewaschen".