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Ortsbeschreibung 1894  |  Hauptlehrer Sigmund  |  Teil 1 - Familiennamen, Gebäude, Speisen

04576fbFKSG-04576, Erste Seite der Ortsbeschreibung. Original im Ortsarchiv Königsbach.

Dass sich das Stöbern im Ortsarchiv lohnt, zeigt sich immer wieder. Bei unserem letzten Besuch stießen wir auf ein handschriftliches Manuskript aus alter Zeit. Hier hatte der Hauptlehrer Sigmund im September 1894 ein Stimmungsbild der Ortschaft Königsbach niedergeschrieben.

Johann Georg Sigmund wurde am 03.09.1877 zum ersten von drei evangelischen Hauptlehrern an der vereinigten Volksschule Königsbach ernannt. Er war bis 1895 als Lehrer im Ort tätig, danach unterrichtete er in Karlsruhe.

Königsbach. Im Volksmund „Künschbach”, Marktflecken mit 2035 Einwohner, Amtsbez. Durlach, Kreis Karlsruhe, Pfarrort. Zu Königsbach gehörig: „Zinken”, „Trais”, Johannisthaler Hof, untere und obere Bleiche, Kleinmarktverkehr Pforzheim (2 Std.)  und Karlsruhe (4 Std.). Großmarktverkehr (Heu, Stroh usw.) Karlsruhe. Schloss mit Garten der Freiherren von St. André.

Es folgt eine Auflistung der im Ort gebräuchlichen Familiennamen und die häufigsten Vornamen. Hier sind besonders die Doppelnamen interessant: Hansphilipp, Franzekarle (Karl, Sohn des Franz), Schickjokleskarle, Schickjoklesphilipp, Schmiedheinerle, Bergadam, Fuchsengel, Schickheimersfriederle.

Sigmund beschreibt in seinem Manuskript den Aufbau der meisten Häuser/Höfe im Dorf: Die Gemeinde bildet ein geschlossenes Dorf mit Zugehörigkeit oben genannter Zinken. (Anmerkung: Zinken sind eine verstreute Ansiedlung von Einzelhäusern, im Alemannischen auch für Weiler.) Die Häuser sind meistens zweistöckig, namentlich die seit den letzten großen Bränden erbauten. Die älteren meistens einstöckig mit Dachgaupen. Eigenartig ist, dass nur sehr wenige ältere Häuser mit den Giebeln nach der Straße gebaut sind. Mit der Frontseite nach der Straße ist der Eingang nicht von der Straße, sondern von der einen freigelassenen Giebelseite auf welcher sich die Einfahrt, gedeckt oder offen, findet. Hinter dem Haus steht die Scheuer mit großem Thor, links der Stall, rechts der Keller, so dass das Vieh von der Scheuer aus durch die kleinen Öffnungen gefüttert werden kann. Ebenso kann von der Scheuer in den Keller abgeladen werden. Eine Verbindung des Hauses mit der Scheuer bildet der sogen. Holzbau mit den darunter liegenden Schweineställen. Beim Eintritt in da Haus tritt man rechts in die Wohnstube mit anstoßender Kammer (Schlafkammer), links das sog. „Stüble”, ein kleinerer Raum, dienlich als Schlafstätte oder zu sonstigem Gebrauch. Gerade aus geht's in die Küche mit großem Rauchfang und einem Herd aus Backsteinen und Backofen. Hinter der Scheuer befindet sich der Hausgarten.

OB KW31 OGK 03561

Auch die in den 1970er Jahren gefällte Dorflinde findet Erwähnung: Die Dorflinde, ein mächtiger Baum von 4 m Umfang steht auf einer Anhöhe vor der Kirche . Die unteren Äste sind waagrecht in gleicher Höhe ausgebreitet, ebenso die nächsten und bilden gleichsam drei Stockwerke. Auf den unteren Ästen soll, belegt mit Dielen, bei festlichen Anlässen getanzt worden sein.

Ein weiterer Teil befasst sich mit den üblichen Speisen im Ort: Hauptspeisen sind Kartoffeln, Kraut, Salat, Fleisch. Am Charfreitag Küchelchen, ebenso beim Erntedank. Am Gründonnerstag Spinat und Eier oder Fleisch und an Kirchweih Kuchen. Beim Schlachttag: Sauerkraut mit Wurst. Mahlzeiten sind morgens Vesper, Mittag, Vesper, Abendessen. Im Winter mehr Fleisch als im Sommer.

 

FKSG-03561, Die Dorflinde, hier schon mit abgebrochener Spitze in den 1960er Jahren. Original von (unbek.)