header-default

Ein eingebautes Maßwerk in der Kronenstraße

maßwerk 00047FKSG-00047, Original vom Landesamt für Denkmalpflege, Dienstsitz Karlsruhe

Im Buch "Kunstdenkmäler Badens" von Lacroix aus dem Jahr 1938 ist die Kirche von Königsbach kurz beschrieben. Es heißt dort: "Pfarrkirche. Evangelisch. Ursprünglicher Titel: St. Marien. – Erste Erwähnung 1295; offenbar damals schon Pfarrkirche. ( … ) Ob die zuerst 1295 erwähnte Kirche schon an der Stelle der heutigen lag, ist zweifelhaft, weil der jetzige Kirchturm an der Südwestecke  ( … ) ursprünglich ein Wehrturm ohne Eingangsöffnung zur ebenen Erde war und offenbar erst im 15. Jh. mit der Schaffung des Eingangs zum Schiff hin ( … ) als Kirchturm Verwendung fand." Eine Notiz von 1472 jedoch setzt die gleiche Lage der Kirche, oder zumindest die unmittelbare Nähe dazu voraus. Im Buch heißt es weiter: "ein in der Kronenstraße vermauertes, schlichtes zweiteiliges Maßwerk könnte von dem 1295 genannten Bau stammen."

Wir teilen allerdings nicht die Aussage von Lacroix, es könne sich um ein Teil der ersten Kirche handeln. Der Ausgestaltung nach kann es nicht ins 13. Jh. gehören, es ist nicht hochmittelalterlich. Das Maßwerk passt eher in die Zeit zwischen 1580 und 1640. Wir vermuten, dass es ein Chorfenster war, das beim Wiederaufbau der Kirche nach der Zerstörung 1622 in den Chor eingebaut und bei der Renovierung 1725 wieder entfernt wurde. Dies würde zur mutmaßlichen Errichtungszeit der Scheune passen.

Die Suche nach dem Maßwerk führte uns zu dem abgebildeten Foto des Landesamt für Denkmalpflege aus dem Jahr 1934. Darauf ist deutlich das dreiteilige, eingemauerte Maßwerk zu sehen, ca. einen Meter über einem zugemauerten (Keller-)Fenster bzw. Öffnung.
Die Wand ist mit Stein gemauert, ohne erkennbares Fachwerk, was ausschließt, dass die zum Anwesen der Ankerstraße 2 gehörende Scheune gemeint ist. Eine weitere frühere Scheune in der Kronenstraße kommt laut Walter Schwender ebenfalls nicht in Frage. Er hatte diese selbst abgerissen, das Maßwerk war darin nicht verbaut.
Auf der gegenüberliegenden Seite stand ebenfalls ein Scheunengebäude, das zum Besitz des Pferdehändlers Kilsheimer gehörte (heutiges Sparkassengebäude), und 1956 dem Haus/Praxis des Zahnarztes Richter weichen musste. Leider haben wir von dieser Scheune keine Abbildung.

 

maßwerk 00791

 

Diese Übersicht (vor 1940) zeigt einen Teil von Königsbach.
1. Ein nicht mehr existierendes Wirtschaftsgebäude der Schloßanlage.
2. Der grüne Baum, später Otero, heute Epple.
3. Der Schornstein der Bäckerei Kratt,
4. Bahnhofstraße, rechts die Wedde,
5. Haus Ankerstraße 2,
6. Ehem. Scheune von Walter Schwender,
7. Ehem. Kolonialwarenladen Kaufmann & Deuring,
8. Gasthaus Ochsen,
9. Apotheke Böhringer,
10. Rathaus, dahinter die Milchzentrale
11. Handelshaus der jüdischen Familie Dreifuss,
12. Gebäude der Sparkasse, früher jüdischer Pferdehändler Kilsheimer. Zu diesem Wirtschaftsgebäude gehörte ursprünglich die Scheune.
13. DAS MÜSSTE DIE GESUCHTE SCHEUNE SEIN, in dem wir das eingemauerte Maßwerk vermuten.

 

FKSG-00791, Original Richard Mancel (†), Ausschnitt aus einer Postkarte.