header-default

Weinanbau auf dem Steinhausberg (Hohberg) 1885-1933.

02108 fbEine Gemarkungskarte von 1885, zur Verfügung gestellt vom Vermessungs- und Flurneuordnungsamt im Landratsamt Enzkreis. Eingezeichnet ist die Lage der Burg bzw. die Reste davon, bezeichnet als Ödung und der Hohberg als Wilhelmshöhe. Die Karte umfaßt das Gebiet der Baumgartenstr., Schloßbergstr. und Brettener Str.

 

Der FKSG hat vom Vermessungs- und Flurneuordnungsamt im Landratsamt Enzkreis eine Gemarkungskarte von 1885 bekommen. Darin eingezeichnet sind Wohngebäude, Ökonomiegebäude, Werkstätten und Keller. Interessant ist die Markierung des Nutzlandes: Gelb umrandete Felder sind Ackerland, hellgrün umrandete stehen für Hausgärten oder Gärten und blaugrün für Grasland und Weiden. Besonders sind die blauen Umrandungen, denn die stehen für Weinberge. Aus dieser Karte lesen wir, dass im Jahr 1885 der gesamte Hohberg für Weinanbau genutzt wurde, außer das als Ödung eingezeichnete Plateau, auf dem die Burg stand. Als Ödung bezeichnet man ein brachliegendes, aber grundsätzlich bebaubares oder wirtschaftlich nutzbares Land, das vom Menschen nicht mehr bewohnt und bewirtschaftet wird. Einen Beweis für die Nutzung des Hohberges als Weinberg liefert uns ein Foto vom Landesdenkmalamt, wahrscheinlich aus den frühen 1940er Jahren.

Links unten sind darauf die bewachsenen Mauerreste der Ringmauer des Steinhauses, rechts unten die bis dorthin gehenden Reben eines Weinberges. Wir haben viele Königsbacher befragt, kaum einer erinnert sich noch an Weinbau an diesem Hang. Die Weinberge müssten also Ende der 1930er Jahren aufgegeben worden sein. Einen weiteren Beweis des Weinanbaus in Königsbach lieferte uns das Ortsarchiv. Archiviert ist z.B. eine Erhebung über den Bestand an Rebbergen und den im Winter 1879/80 entstandenen Zerstörungen daran. Ferner fand 1926 eine weitere Erhebung statt und es wurden Maßregeln gegen die Reblauskrankheit herausgegeben. Die Akten über Weinanbau gehen bis in die 1960er Jahre, wobei schon nach dem 2. Weltkrieg fast kein Weinbau mehr betrieben wurde.Weinanbau 00246

Im Jahr 1933 - auch hier wurden wir im Archiv richtig fündig – wurden Größe und Gewanne erfaßt, auf denen Wein angebaut wurden, u.a. auch auf dem Hohberg. Auf Flur Nr. 141 hat z.B. der Bahnarbeiter Jakob Gier Wein angebaut, auf 149 der Rentner Jakob Grimm, auf 133 der Schmied Karl Schickle, auf 134 der Bahnarbeiter Karl Dürrer, auf 135 der Bahnarbeiter Friedrich Sauter und auf 120 der Glüher August Kern, das Grundstück ist an der Baumgartenstraße gelegen.

Weitere Anbaugebiete waren am Kirchberg, in den Gewannen vordere Hälden, Hausgarten, am Rothenberg, am Quilltenrain und vor allem am Hinteren Heustätt. Angebaut wurden vor allem Müller-Thurgau, aber auch Silvaner, Gutedel und auf dem Kirchberg ein Riesling. Nach 1933 finden wir keine Angaben mehr über Weinbau auf dem Steinhausberg.

weinanbau karte2Während des 30jährigen Krieges, im Jahr 1622, wurde das neu erbaute Steinhaus auf dem Hohberg und vor allem der darin befindliche Weinkeller zerstört (wie wird im Ortsblatt vor wenigen Wochen berichteten). Auf dem Steinhausberg lagerten insgesamt weit über 90.000 Liter Wein, sollten unsere Berechnungen über das Fudermaß stimmen. Wir haben inzwischen weiter recherchiert: Der Kellerraum muss eine Höhe von mind. 3 Meter gehabt haben. Wahrscheinlich ist, dass nicht alle Fässer in demselben Kellerraum lagerten, sondern Fässer und andere Vorräte verteilten sich auf mehrere Räume. Vielleicht gab es noch einen separaten Erdkeller oder einen Kellerraum außerhalb. Die Grundfläche muss mind. 8 m breit und 11 m lang gewesen sein – eher noch größer, da wir die Anzahl der 5-Fuder-Fässer nicht wissen. Also könnte die Menge Wein - zumindest in der Theorie - doch möglich gewesen sein.

Nichts desto trotz wären rund 90.000 Liter Wein eine große Menge für unser Gebiet, in dem zwar Wein durchaus angebaut wurde, das aber nie zu den großen Weinanbaugebieten zählte. Aber - und das ist durchaus realistisch - es könnte sich in einem Teil der Fässer auch Apfelwein, also Most, befunden haben. Die im früheren Bericht erwähnten Fässer- und Fuderangaben sind sehr präzise und somit auch glaubhaft.