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Ganz großes Kino in Königsbach

2018 KW11 OG KinoPZIm Jahr 1927 luden die Eheleute Emil und Emma Bürck die Königsbacher zur ersten Kinovorstellung im „Lichtspielhaus” ein. „Die Wolgaschiffer” zitterten auf der Leinwand und ein Tenor aus Karlsruhe sang dazu. Die Musik für den Film lieferten ein Königsbacher Klavierspieler und ein Geiger aus Pforzheim. In dieser „musikalischen Besetzung” liefen bis 1934 alle Filme ab, denn es war die Zeit der Stummfilme. Trotzdem erfreuten die Königsbacher Zuschauer sich in dem immerhin 220 Sitzplätze zählenden Kino lange Jahre hindurch daran.

Schon 7 Jahr zuvor hatte der Elektrotechniker Emil Bürck im neu erbauten Anwesen in der Durlacher Str. 22 ein Elektrogeschäft eröffnet. 1930 kam noch eine Mietwaschküche hinzu. Der Geschäftssinn lag dem 1889 geborenen Emil wohl in den Genen, denn schon sein Vater Karl Bürck war 1885 in Königsbach Schwanenwirt und errichtete dann 1886 das Gasthaus zum grünen Baum, das mit Fremdenzimmern und Kegelbahnen ausgerichtet war.

Zur Feier des 25jährigen Kino-Jubiläums wurde die Innenausstattung modernisiert, aber schon vier Jahre später plante Emil Bürck – immerhin im 68. Lebensjahr stehend – ein modernes Stadtkino zu errichten. Dieses sollte mit allen technischen Erfordernissen der Moderne ausgerichtet werden. Im Neubau an der Walter-Rathenau-Straße, gegenüber dem alten Kino, wurde dann am 11.10.1957 das neue Lichtspielhaus eingeweiht. Entsprechend der Größe des Ortes – Königsbach hatte 3800 Einwohner – wurde es für 335 Besucher ausgerichtet. Der harmonisch ausgestattete und mit einigen Effekten versehene Kinoraum verfügte über bequeme Sessel, die versetzt und radial angeordnet waren. Der Fußboden hatte dafür eine Neigung von zehn Prozent. Die Logenplätze waren mit Hochpolster ausgestattet, um maximale Bequemlichkeit zu bieten.

Für die Gestaltung der Decke und Wände waren akustische Grundsätze maßgebend. Eine Stufendecke mit Schallschutzplatten brach den Ton und verteilte ihn durch die unterschiedliche Neigung gleichmäßig an jeden Platz im Saal. Die Wände trugen eine in Falten gelegte Azelat-Bespannung; der Bühnenvorhang war aus dem gleichen Material, jedoch in seinen Dessins der Polsterung angepaßt.

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FKSG-00777, Orig. Richard Mancel †.
Eine Postkarte als Werbung aus den 1920er Jahren.

Die technischen Anlagen entsprachen den neuzeitlichen Anforderungen der damaligen Zeit. Die modernste Ent- und Belüftungsanlage sorgte für ständige Luftumwälzung im ansonsten Fensterlosen Raum. Kinotechnisch wurde ebenfalls an alles gedacht. Mit den vorhandenen Einrichtungen konnten alle damaligen Filmsysteme, vom einfachen schwarz-weiß bis zum farbigen Breitleinwandfilm, gezeigt werden. Die Leinwand selbst bedeckte eine Fläche von neun auf vier Meter. Als Vorführgeräte standen zwei Askania-Maschinen bereit.

Bei der zur Einweihung stattfindenden Festveranstaltung wurde vor geladenen Gästen der historische Farbfilm „Königin Luise" (Titelrolle Ruth Leuwerik) gezeigt.

Leider konnte sich der Kinobesitzer Emil Bürck nicht lange an seinem neuen, modernen Kino erfreuen. Am 21. Mai 1959, nur zwei Jahre nach Eröffnung starb der fast 70jährige in der Universalklinik in Heidelberg an einer Lungenentzündung.