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Die alte Bäckerei Fuchs in der damaligen Leopoldstraße 1

OB KW30 OGK 04407 fbFKSG-04407, Original von Wolfgang Strähle / Carlo Jung
Die Aufnahme dürfte um 1923 entstanden sein.


Der Steiner Landwirt Heinrich Fuchs (*1849 †1913) nahm im Alter von 21 Jahren am Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 teil. Sein Name fand sich auf dem in den 1960er Jahren abgebrochenen Kriegsdenkmal unter den Rathausarkaden in Stein. Zehn Jahre später (1880) verehelichte er sich mit der aus Hoffenheim (HD) stammenden Susanna Elisabeth Laumann in Königsbach, wo sich das Paar mit einem landwirtschaftlichen Betrieb niederließ. Doch die kinderlose Ehe wurde mit rechtskräftigem Urteil des Großherzoglich Bad. Oberlandesgerichts Karlsruhe 1887 wieder aufgelöst. Seine zweite Ehe schloss er mit Anna Maria Ruff (Ruf). Aus der Ehe gingen vier Kinder hervor, wobei eins gleich nach der Geburt wieder starb. Heinrich Fuchs starb 1913 und wurde als „Kriegsveteran” auf dem Königsbacher Friedhof mit militärischen Ehren begraben. Seine Frau folgte ihm sieben Jahre später.

Der zweitgeborene Sohn des Paares, Karl Christian Fuchs (*1892 †1934) war Bäckermeister und verheiratete sich 1919 mit der Witwe seines Bruders Wilhelm, namens Emma Rosa geb. Dill. Metzger Wilhelm Heinrich (*1890 †1918) war zuvor im Alter von nicht ganz 28 Jahren verstorben und hinterließ Frau und Sohn. Karl und seine Frau hatten weitere drei Kinder: Die Töchter Johanna (verh. Strähle) sowie Waltraud (verh. Hutmacher) und Sohn Heinz.

Auf dem Foto ist die alte Bäckerei Fuchs in der Leopoldstraße 1, gegenüber dem Gasthaus zur Kanne zu sehen, wahrscheinlich um 1923. Am linken Fenster oben der Bäckermeister Karl Fuchs, daneben seine Tochter Hanna. Am Fenster rechts könnte seine Schwester Emma (*1893 †1956, verw. Sailer, verh. Fränkle) sein.

Die Frau am Fenster im Erdgeschoß ist Gattin Emma. Willi (Wilhelm) Fuchs, Emmas Sohn aus erster Ehe, steht vor der Treppe als 2. von rechts mit hellem Pullover. Die anderen Kinder am Eingang des Bäckerei-Verkaufsladens sind unbekannt, es könnte sich aber um befreundete Kinder von in unmittelbarer Nähe wohnenden jüdischen Familien handeln.
Die Aufschrift auf dem Haus lautet Brot (und Korn) Bäckerei, darunter Karl Fuchs. Auf dem Schild an der Regenrinne ist Emil Fränkle, Herren- und Damenschneiderei zu lesen.

Um 1932/33 brannte das Anwesen ab, der Bäcker zog mit seiner Familie in das neu gebaute Haus in der Fritz-Ebert-Straße 6, in dem er Bäckerei und Verkaufsraum unterbrachte. Kurz darauf verstarb Karl Christian, seine Frau Emma betrieb die Bäckerei weiter, bis der Sohn Willi mit seiner Frau die Bäckerei übernahm. Doch auch dem neuen Haus war kein Glück beschert. Während Willi im Krieg bis 1948 in amerikanische Kriegsgefangenschaft geriet, und sein Bruder Heinz aus Russland nicht mehr zurückkehrte, wurde das Haus in den letzten Kriegstagen des 2. Weltkrieges zum Opfer feindlichen Beschußes.

Am 5. April 1945 wurden nach amtlichen Unterlagen bei den Straßenkämpfen und durch Artilleriebeschuß in Königsbach 10 Wohnhäuser total zerstört. Darunter unter anderem die Durlacher Str. 7 (Gärtner Kraus) und das Haus vom Sattler und Polsterer Karl Jung in der Friedrich-Ebertstraße 4. Das oben erwähnte, daneben liegende Haus der Bäckerei Fuchs wurde dabei schwer beschädigt. In der Nacht auf den 6. April bot sich den Bewohnern durch diese Brände ein schauriges Bild. Die Einwohner von Bilfingen, Ersingen und Stein erzählten noch lange von diesen Tagen und dem Feuerschein über Königsbach, der weithin zu sehen war.